Grenzwertige Gegenwart
eine auditive künstlerische Auseinandersetzung mit Grenzen
Mit Oury Dialloh, Vivian Chikodinaka (Aktivist*innen bei The VOICE / Refugee Black Box), Ingraban von Stolzmann und Franceska Menges
Regie, Ton und Produktion: Yolanda Rüchel und Tobias Ludwig
Was sind Grenzen? Woher kommen Grenzen? Wer zieht diese Grenzen? Was haben Grenzen mit Macht zu tun? Wann fühlst du dich Überlegen? Gibt es „positive Grenzen“ ? Was hast du für Privilegien? Können Menschen ohne Fluchterfahrung über Grenzen urteilen?
Das Hörstück ist in Zusammenarbeit mit zwei Aktivist*innen der Refugee Black Box Jena/ The VOICE entstanden. Gemeinsam haben wir über Grenzen gesprochen, Perspektiven ausgetauscht. Wir haben hinterfragt. Uns. Grenzen. Politik. Auswirkungen von Entscheidungen. Macht. Positionen. Meinungen. Privilegien.
Mit der Montage der Texte und Sounds durchbrechen wir Grenzen und ziehen neue. Zerschneiden Texte. Setzen Töne in andere Kontexte und gehen an die Grenze der Verständlichkeit.
Wir sehen uns täglich mit Grenzen konfrontiert und möchten nun unsere Grenzen konfrontieren. Es beginnt bei den eigenen Grenzen, die wir oft übergehen bis wir nicht mehr können und erschöpft nach Kraft suchen. Geht weiter mit den Grenzen die wir Anderen ziehen, weil wir es nicht hinterfragen, und erreicht Grenzlager, Fluchterfahrungen, Diskriminierung und Abschiebungen aufgrund von Grenzen, die Besitz voneinander trennen.
Stadtmauer, Grenzzaun, Ausgrenzung und Abgrenzung, Scham, Kolonialismus, Frontex, Moral, Ohnmacht, Provokation, Macht, Angst, Flucht, Rassismus, Gartenzaun. Tagtäglich.
Während ein neues Abschiebegesetz kurz vor der Verabschiedung ist, Menschen im Mittelmeer ertrinken, Grenzen geschlossen werden, Sexismus und Rassismus für viele alltäglich ist, Gemeinnützigen Organisationen der Status aberkannt wird, …, stoßen wir an unsere Grenzen und sind erschöpft. Erschöpft, weil die Vorstellungskraft fehlt.
„Ein Schlag. Aufprall, Abprall. Wie aus dem nichts stoße ich erneut an meine Grenzen. Kein „Ja“ hat das gewollt, kein „Nein“ hat es verhindert. Ressourcen werden knapp und Beobachtungen subjektiv. Ich bin gefangen von meinen Grenzen. Lange trete ich auf der Stelle und langsam trete ich stellenweise Grenzen ein. Grenze mich ab. Ein und Aus.“
Wir experimentieren um uns auszudrücken. Wir hören zu um zu verstehen. Wir kämpfen um zu verändern.
Ein Zusammenklang aus poetischen Texten, wissenschaftlichen Zitaten, theoretischer, persönlicher und politisch aktueller Recherche, O-Tönen von Grenzen, Berichten von Geflüchteten und Betroffenen, sowie Geräuschen dieser Gedanken und Gefühle.
„Die Existenz von Grenzen und Nationalstaaten ist ethisch gesehen unproblematisch. Doch lässt es sich moralisch begründen, diese Grenzen auch zu bewachen, zu verteidigen und Nichteinheimische abzuweisen?“ – Joseph H. Carens
Mit Texten von: Awarenesss Hildesheim, Emma Goldman, Johanna Lederman, John Kaynes, Joseph Carens, Julia Kristeva, Julia Rac, Leoluca Orlando, Martin Heintel, Michail Bakunin, Naika Foroutan, Rutger Bregman, Seebrücke Greifswald und Yolanda Rüchel
Sendedatum: 21/06/2020 15:00 - 21/06/2020 15:50